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Wort zur Geschichte

Die Beegers stammen aus der Lommatzscher Pflege.
Ihr Familienname lässt sich in unterschiedlicher Schreibweise bis in das 15. Jahrhundert zurückführen.
Auch die Verbindung zu Kaisitz ist alt und seit Führung von Kirchenbüchern in der Meißner Mutterkirche St. Afra belegt. Das Dörfchen erhielt sein heutiges Gesicht Anfang des 19. Jahrhunderts, als nach einem Großbrand die vier Höfe neu errichtet wurden. Auf Portalen ist das Jahr 1810 zu erkennen.


Entstehung der Höfe

Die Lommatzscher Pflege ist uraltes Bauernland. Funde aus Stein-, Bronze- und Eisenzeit sind nicht selten.  

Zahlreiche Weiler, zumeist in Quellmulden oder an Bächen gelegen, weisen durch die markante „itz“-Endung des Ortsnamens auf slawische Besiedlung hin. Anders als in großen Teilen Westdeutschlands galt hier schon früh das Anerbenrecht, das dafür sorgte, dass vergleichsweise große Besitzeinheiten sich bis auf den heutigen Tag erhalten konnten. Von den Rittergütern abgesehen, die in aller Regel mehr als 100 ha Land bewirtschafteten, lag die normale Betriebsgröße bei 30 bis 50 ha fruchtbaren Ackerlandes. Der Vierseithof mit klarer, einheitlich gehandhabter Funktionstrennung zwischen den Gebäuden prägt unverändert das Bild der Kulturlandschaft, auch wenn der Wechsel der politischen Systeme nach 1945 mit starken Einschnitten verbunden war.

Der in der Ortsmitte von Kaisitz gelegene Hof gehört den Beegers seit 1850. Er ist insofern
jünger als die übrigen drei Höfe, als die Scheune und die beiden senkrecht dazu stehenden Gebäude 1897 Opfer von Flammen wurden. Der Wiederaufbau erfolgte unter Woldemar Beeger und seinem Sohn Benno; beider Initialen finden sich auf Sandsteinplatten, die in Scheune und das südliche Querhaus eingelassen sind.


Die Wende als Chance

Was soll mit dem Hof geschehen, fragte sich Helmut Beeger, als dieser im Jahre 1993 an seine Mutter restituiert wurde. Die seit Jahrhunderten übliche Weitergabe des Hofguts vom Vater an den Sohn war nicht nur unterbrochen, sondern auch unmöglich geworden, nachdem die Familie nach ihrer Flucht im Februar 1953 im Westen Fuß gefasst und die Kinder zivile Berufe mit Beamtenstatus ergriffen hatten. Außerdem war der zum Hof gehörende Grund bereits 1990 aus dem Volkseigentum gelöst und an einen privaten Saatzuchtbetrieb verpachtet worden.

Eine Rückkehr zu früheren Formen der Hofnutzung war somit ausgeschlossen, der Zusammen- hang zwischen Hof und Land zerstört. Eine zeitgemäße Nutzung der Gebäude konnte nicht länger landwirtschaftlich sein. Selbst für die alte Scheune, für die eine Nutzung als Lagerhalle ins Auge gefasst war, bestand infolge des Überangebots an leer gefallenen Gebäuden im ländlichen Raum keine Nachfrage. Blieb die Wohnfunktion. Angesichts des überalterten Wohnbestandes im deutschen Osten schien die Schaffung von modernem und preiswertem Wohnraum ein Gebot der Stunde zu sein. Dies umso mehr, als Meißen nur wenige Kilometer entfernt lag, die Verbindungen dorthin günstig waren, die Umgebung ihre Reize hatte und eine größere Zahl von Altbaubewohnern in den Dörfern der Umgebung nur darauf wartete, in den Genuss einer modernen Wohnung zu kommen.

Bereits 1993 waren im Familienrat die Würfel gefallen. 1994 wurden der Besitz auf Helmut Beeger überschrieben und die ersten Förderanträge gestellt. 1995 erfolgte zeitgleich zum Abriss des alten Wohngebäudes die erhoffte Darlehenszusage der SAB über 1,5 Mio DM und im Sept. 1996 schließlich war der Neubau nach einjähriger Bauzeit bezugsfertig. Der Bezug der zwölf Wohnungen im gleichen Monat wurde in der „Nacht der neuen Nachbarn“ mit viel Aufwand gefeiert. Reinhard Delau hat in der Sächsischen Zeitung darüber berichtet.



Chronik der Sanierung

August 1990
Antrag auf Rückübertragung des landwirtschaftlichen Betriebs

Jannuar 1991
Aufkündigung des Vertragsverhältnisses mit der LPG Jahna. Verpachtung der Flächen an die Saatzucht von Kameke GbR

Mai 1993
Rückübertragung von Hof, Flur und Steinbruch mit einer Gesamtgröße von 39,4197 ha an Frau Marianne Beeger

Mai 1993
Kontaktaufnahme mit Architekt Manfred Grafe aus Berlin, der den Auftrag zur Umplanung des alten Wohnhauses erhält

März 1994
das Landratsamt Meißen erteilt Vorbescheid zu Umbau und Modernisierung des alten Wohnhauses (Geb. 1). Umsetzung scheitert an einem Holzgutachten, das eine Überarbeitung der Pläne erzwingt: Neubau statt Umbau !

August 1994
Übertragung des Anwesens von Marianne auf Helmut Beeger

März 1995
mit der Darlehenszusage der Sächsischen Aufbaubank über 1,5 Mio DM und der Genehmigung des Projekts durch das Landratsamt Meißen beginnt die heiße Phase des Umbaus: noch im März erfolgt der Abriss des alten Wohnhauses (Gebäude 1)

September 1995
Beginn der Bauarbeiten am Nachfolgerbau (Gebäude 1)

Januar 1996
Richtfest zu Kaisers Geburtstag bei Minusgraden

August 1996
mit der Neugestaltung des Innenhofes und dem Bau einer Pflanzenkläranlage findet das Bauen ein (vorläufiges) Ende

September 1996
Bezug des aus dreizehn Wohnungen bestehenden Neubaus, gefeiert unter dem Motto „Nacht der neuen Nachbarn“

Oktober 1996
Beginn der Sanierung der ehemaligen Scheune (Gebäude 3), Umbau zu einer Garage mit 17 Stellplätzen

August 1997
Beginn der Sanierung des sogen. Nordgebäudes (Gebäude 2), einschl. Modernisierung der drei durch die LPG eingebauten Wohnungen im Obergeschoss

Juli 1998
Beginn der Sanierung des sogen. Südgebäudes (Gebäude 4), einschl. Modernisierung der zwei durch die LPG eingebauten Wohnungen im Obergeschoss

Juli 1999
mit dem „Fest der Vollendung“ schließt sich der Kreis. Aus dem raumtypischen Vierseithof ist eine moderne Wohnanlage geworden, in der 18 Wohnungen unterschiedlicher Größe und Ausstattung auf eine rege Nachfrage stoßen.


Hofnutzung heute

An der Lage der Vierseithöfe hat sich seit der Neugründung des Ortes nach dem verheerenden Brand um 1800 bis heute nichts geändert, wohl aber an ihrem Zustand und ihrer Geschlossenheit. Wie das Luftbild aus dem Jahre 1997 zeigt, hat allein der rechts im Bild liegende Hof die alten Strukturen in die Jetztzeit retten können, wohingegen beim Beegerhof in Bildmitte ein moderner Neubau an die Stelle des alten Wohngebäudes getreten ist. Kaum mehr zu retten ist der links (nördlich) angrenzende Melzerhof mit dem um 1920 hinzugefügten Herrenhaus, der seit Auszug des letzten Mieters zunehmend zerfällt. Auch wenn die abseits der Höfe errichteten, grundhässlichen Stall- und Lagergebäude aus LPG-Zeit mit einer Ausnahme (Großbau links im Bild) wieder verschwunden sind, die 40 Jahre währende Vernachlässigung der Bausubstanz hat Narben hinterlassen, die genauso wenig übersehbar sind wie die Zeugen der Neuzeit, die sich in Form moderner Einfamilienhäuser an die Durchgangsstraße legen und in ihrem schmucken Erscheinungsbild für die Umwandlung des Bauerndorfes zur Wohngemeinde stehen.